Musikkapelle Mühlwald

Musikkapelle Mühlwald

Im Jahr 1866 machte sich eine Gruppe musikbegeisterter Idealisten auf, in Mühlwald eine Musikkapelle zu gründen. Wie bei den meisten Klangkörper dieser Zeit, kann davon ausgegangen werden, dass sie aus einer der weit verbreiteten „Schweglergruppen“ hervorging. Den ersten Auftritt hatte die Musikkapelle am 20. Mai 1866, einem Pfingstmontag. Der Dorfchronist hielt dazu fest: „Dort kamen das erste Mal die neuen Musikanten mit den Blech-Instrumenten in die Kirche; dort machten sie auf beim VENI CREATOR SPIRITU einen Marsch und beim Hochamt.“ Damit ist die Mühlwalder Musikkapelle die zweitälteste im Tauferer Ahrntal und gehört zu den ältesten im Raum Pustertal.

 

Schriftliche Zeugnisse aus der Zeit nach der Gründung der Kapelle gibt es kaum. Umso wichtiger und aufschlussreicher sind daher die Bildquellen, die aus dieser Zeit erhalten blieben. Der älteste "Schnappschuss" der Mühlwalder Musikkapelle stammt aus dem Jahr 1905 und wurde in St. Jakob im Ahrntal beim Garber aufgenommen. Dort spielte die Musikkapelle, die sich damals aus 22 Mann zusammensetzte, am Samstag, 5. Juli ein Abendkonzert anlässlich einer Primiz.

 

Vor allem kirchliche Feste wie Primizen, Prozessionen und Hochämter waren in der Anfangszeit des Bestehens ein Anlass für das Auftreten der Kapelle. So auch im Jahr 1922, als die 21-köpfige Kapelle in Mühlwald bei der Weihe der neuen Kirchenglocken aufspielte. Die alten Glocken waren im Laufe des 1. Weltkrieges eingeschmolzen worden, um daraus Waffen herzustellen.

 

Das interessanteste und skurrilste Dokument aus der Frühzeit der Musikkapelle geht auf den Nationalsozialismus zurück. Im Vorfeld der geplanten Umsiedlung der Optanten reiste der Musikwissenschaftler Alfred Quellmalz quer durch Südtirol, um "deutsches Kulturgut" zu dokumentieren. So stieß der Feldforscher auch auf die Mühlwalder Musikkapelle. Im Jahr 1941 wurde beim "Golla" in Mühlen eine Tonaufnahme gemacht. Die Beschreibung der Musikforschers stellte der Musikkapelle ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus: „Die Musikkapelle spielte ausgesprochen schlecht. Sie kannte nur 4 Stücke auswendig. Bei Tanzfestlichkeiten haben sie diese 4 Stücke eben unentwegt wiederholt, den ganzen Abend. Selbst als die Klarinette eine Melodie spielte, war es den anderen Instrumenten nicht möglich, die Begleitung dazu zu finden ... es war ein unergiebiger und unerfreulicher Nachmittag.“

 

Als sich nach Ende des 2. Weltkrieges Anfang der 1950er Jahre das Leben wieder normalisierte, sorgte der damalige Kapellmeister Eduard Außerhofer – Wirt, dafür, dass auch die Musikkapelle den alten Staub abschütteln und neue Wege beschreiten konnte. Eine erste, einheitliche Tracht wurde angeschafft und junge Mühlwalder in die Musikkapelle integriert. Es wandelte sich auch die Art der Termine: weg vom ausschließlich Kirchlichen, hin zum Weltlichen. So spielte die Kapelle im Jahr 1954 bei der Einweihung des neuen Schulhauses und gab erste Platzkonzerte. Ein erster musikalischer Fixpunkt wurde das Herz-Jesu-Konzert.

 

Da viele von den Musikanten benutzten Instrumente weit über 60 Jahre alt und auch von der Stimmung her überholt waren, wurde im Vorfeld des 100-Jahr-Jubiläums der Ankauf neuer Instrumente angegangen. Treibende Kräfte waren Eduard Außerhofer und Friedrich Mair. 3,6 Millionen Lire kostete das Unterfangen. Das waren rund 50 Monatsgehälter einers Lehrers. Rund ein Drittel davon, etwa 1,2 Millionen Lire wurde von der Gemeindeverwaltung gestellt. Der restliche Betrag konnte durch großzügige Spenden in der Bevölkerung aufgebracht werden. Zeitzeugen berichten von einem "überaus großzügigen Rückhalt und Entgegenkommen bei den Bauern".

 

Im Jahr 1966 feierte die Mühlwalder Musikkapelle ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum. Am 12. Juni fand ein großes Fest statt, bei dem unter anderem verdienten Vereinsmitgliedern eine Ehrenurkunde überreicht wurde. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Kapelle aus 24 Mitgliedern. Gastkapelle beim Jubiläum war die Musikkapelle Reischach, die beim damaligen „Hotel Rose“ auf einem improvisierten Podium ein viel beachtetes Konzert gab.

 

Nach den Feiern zum 110-Jahr-Jubiläum schlitterte die Musikkapelle in eine Minikrise. Kapellmeister Erich Auer aus Sand in Taufers legte zum Ende des Jahres 1977 sein Amt nieder. Nach kurzer Ratlosigkeit erklärte sich der 24 Jahre junge Obmann Josef Gasser vom Mair am Hof bereit, das Kapellmeisteramt zu übernehmen. Er blieb bis 2004. Unter ihm wurde zum ersten Mal systematisch mit der Jugend gearbeitet, unter anderem mit der Förderung des Erwerbs der Leistungsabzeichen für Jungmusikanten. Der „Höf Peppe“ legte mit viel persönlichem Einsatz den Grundstein für eine neue Ära in der Musikkapelle, die immer noch nachwirkt.

 

Ein musikalischer Meilenstein war das 1. Frühjahrskonzert der Musikkapelle am 13. Mai 1982 im damals neuen Vereinshaus von Mühlwald. Damals war nicht absehbar, dass dieses Konzert zu einem festen Termin im Veranstaltungskalender werden würde. Die ersten Frühjahrskonzerte waren mit Tischen und Aufschank im Saal und Gesangseinlagen ganz auf lockere Unterhaltung ausgerichtet. Aber schon Ende der 1980er Jahre entschied sich der Vorstand für eine Konzertbestuhlung und dafür, das Hauptaugenmerk auf konzertante Blasmusik zu legen.

 

Nach einer ersten Konsolidierungsphase unter dem Gespann Josef Gasser (Kapellmeister) und Alois Plaickner (Obmann) wurde im Vorfeld des Tiroler Gedenkjahres 1984 beschlossen, eine Vereinsfahne anzuschaffen. Die Gemeindeverwaltung und viele private Spender hatten finanzielle Unterstützung zugesagt. Als Fahnenpatin wurde Hedwig Niederbrunner gewonnen. Eine Fahnenseite ziert der Tiroler Adler und das Mühlwalder Wappen, auf der anderen Seite ist eine Lyra mit Blumen abgebildet.

 

Die ersten Frauen in der Musikkapelle waren im Jahr 1988 Hildegard und Rosmarie Piffrader. Damit zählt die Musikkapelle zu jenen im Land, die relativ früh erkannt hatten, dass Mädchen und Frauen in der Blasmusik in Zukunft eine wichtige Rolle spielen würden. 

Vor allem Kapellmeister Gasser hat sich für die nicht ganz unumstrittene Entscheidung stark gemacht. Mittlerweile zählt die Musikkapelle im Jubiläumsjahr 17 aktive Musikantinnen.

 

Bis zum Jahr 1955 hatte die Musikkapelle kein eigenes Probelokal. Die Musikanten trafen sich in Gaststuben, aber auch in Stuben größerer Bauernhäuser. Mit dem Neubau des Schulhauses im Jahr 1954 wurde im alten Schulhaus ein Probelokal für die Musikkapelle frei. In diesem abenteuerlich baufälligen Gebäude ohne Heizung und sanitäre Anlagen blieb die Kapelle bis zum Jahr 1980. 1982 konnte ein Lokal im neuen Vereinshaus bezogen werden, das aber schon bald wieder zu klein wurde. In einem Anbau an das Vereinshaus wurde 1998 das neue Probelokal untergebracht.

 

Die Tracht der Musikkapelle war bis Anfang der 1950er Jahre ganz privat mit schwarzer Lodenhose und schwarzem Rock, ehe dann eine einheitliche Tracht angeschafft werden konnte. Diese erwies sich aber mehr und mehr als unzulänglich, vor allem die hellbraunen Gurte waren kein Hingucker. Deshalb entschied sich die Musikkapelle 1989 unter Obmann Anton Gröber für neue Federkielgurte. Röcke, Leibchen und Kraxen wurden in den Folgejahren unter Obmann Alois Plaickner erneuert. Die Pustertaler Wintertracht ist einfach, aber bequem.

 

Das erste Mal an einem Wertungsspiel nahm die Musikapelle im Jahr 1954 in Bruneck teil . Es dauerte bis zum Jahr 1981, ehe sich die rundum verjüngte Musikkapelle in Gais in der Mittelstufe wieder einem Wertungsspiel stellte. Es sollten noch viele folgen: 1983 in Welsberg, 1988 in Bruneck, 1992 ein Marschbewerb in Toblach, 1993 in Bruneck, 1995 in Meran, 1997 in Matrei in Osttirol, 2003 in Sterzing, 2010 in Penzing/Bayern und 2014 in Wiesen/Pfitsch. Mit 92,3 Punkten erreichte die Musikkapelle im Jahr 1993 die höchste Bewertung in der Stufe B (Mittelstufe), mit 93 Punkten in Penzing unter Andreas Pramstraller die beste Bewertung in der Stufe C (Oberstufe).

 

 

Die Musikgrundschule - Wiege einer erfolgreichen Jugendarbeit

Die Basis für eine rasante Entwicklung der Jugendarbeit wurde unter Obmann Gebhard Mair im Jahr 2001 gelegt, als in Zusammenarbeit mit der Grund- und Musikschule das Pilotprojekt "Musikgrundschule Mühlwald" aus der Taufe gehoben wurde. Erstmals konnte der Theorieunterricht in den Schulkalender integriert und nach beharrlichen Verhandlungen in den Folgejahren auch Instrumentalunterricht in Mühlwald angeboten werden. Seither haben nicht weniger als 57 Buben und Mädchen den Weg in die Musikkapelle gefunden, von denen noch 44 aktiv dabei sind.

 

Drei ganz besondere Veranstaltungen haben sich tief in das Gedächtnis der Musikanten gegraben. Im Jahr 2007 wurde das Musikfest unter dem Motto "Tanzmusik wie anno dazumal" gestellt, wo sechs ehemalige Tanzkapellen je eine Stunde lang das Publikum begeisterten.

Einmalig war im Jahr 2008 das Konzert der mobilen Seebühne  in Mühlwald. Fast 1.500 neugierige Zuschauer waren trotz naßkaltem Wetter am 16. August zum Seeufer gekommen. Sie haben das Konzert auf der schwimmenden Bühne ebenso genossen wie die Einlagen einer Feuerkünstlerin und das abschließende Feuerwerk. 

Auf "fremde Pfade" begab sich die Musikkapelle im Jahr 1999 mit der ersten Auflage des Open-Air-Festivals "Rock im Wold". Bis zum Jahr 2004 wurde dieses von den jungen Kräften in der Kapelle gewollte und gepushte Event organisiert und hat viele Rockfans nach Mühlwald gebracht. Aufgrund der immer strengeren Sicherheitsauflagen wurde dieses Open-Air-Konzert wieder eingestellt.

 

 Die erste wirklich ausgedehnte Auslandsreise unternahm die Musikkapelle im Jahr 1996 zu den „Südtirol-Tagen“ in Wien. Die nächste große Fahrt mit musikalischen Aufgaben führte im Jahr 2005 nach Südungarn zur befreundeten Gemeinde Schomberg. Es war für alle Beteiligten eine unvergessliche Reise. 2009 vertrat die Musikkapelle das Land Südtirol bei der Landwirtschaftsschau „OLMA“ in St. Gallen, im Jahr 2011 bei einer großen Gewerbemesse in Liechenstein. Dazwischen lagen im Jahr 2010 eine Fahrt zum Wertungsspiel in Penzing/Bayern und eine viertägige Fahrt zum 30. Tirolerfest in Eupen (Ostbelgien). Im Jahr 2015 konnte die Musikkapelle abermals das Land Südtirol beim Tirolerfest vertreten. Etwas Besonderes waren stets die Fahrten zu den Freundschaftstreffen Zillertal/Taufer-Ahrntal, und zwar im Jahr 1982 zum 1. Treffen in Mayrhofen, 1987 in Aschau, 2004 in Zell am Ziller und im Jahr 2014 abermals Mayrhofen.

 

Unvergessen sind einige Initiativen, die von der Musikkapelle ins Leben gerufen wurden. Im Jahr 2004 konnte der VSM-Bezirk Bruneck überzeugt werden, erstmals eine Seniorenkapelle ins Leben zu rufen. Der Auftritt am 4. Juli in Mühlwald unter dem frischgebackenen Bezirkskapellmeister Sigisbert Mutschlechner war für alle Beteiligten ein Riesenerfolg. Bahnbrechend war auch die erste Musikwoche „Jugend musiziert“ im Jahr 2005, die sich an Jungmusikanten ohne Leistungsabzeichen aus dem gesamten Tauferer Ahrntal richtete. Bis zur fünften und letzten Auflage in Mühlwald im Jahr 2009 stieg die Zahl der Teilnehmer von 40 auf 80. In der Folge führte die Musikkapelle St. Johann dieses gemeindeübergreifende Projekt engagiert fort.

 

Um die Ausbildung und Förderung der Jugend voranzutreiben und vor allem im Dorf um eine weitere Facette zu bereichern, wurde 2012 eine Jugendkapelle aus der Taufe gehoben. Diese hatte ihren ersten großen Auftritt beim Bezirksjugendmusikkapellentreffen in St. Lorenzen im Herbst 2013. Damals waren rund 40 Jungmusikanten mit von der Partie. Die Jugendlichen proben regelmäßig. Die ersten Leiter der Jugendkapelle waren und sind die Musikanten Klemens Mair und Felix Außerhofer.

 

Der Vorstand im Jahr 2016:
Gebhard Mair Obmann
Alexander Außerhofer Vize-Obmann
Matthias Willeit Kapellmeister
Andrea Außerhofer Schriftführerin/Notenwartin Lambert Außerhofer Kassier
Erich Außerhofer Geräte- und Trachtenwart
Benedikt Mair Jugendleiter
Lorenz Unterhofer Stabführer
Hannes Oberhollenzer Stabführer

 

Die Ehrenmitglieder
Alois Außerhofer
Friedrich Mair
Josef Mair am Tinkhof
Josef Gasser Ehrenkapellmeister

 

73 wertvolle Mitglieder davon 68 aktive Musikanten, ein Fähnrich und vier Marketenderinnen:

 

Tobias Unterhofer, Daniel Steiner, Sabine Außerhofer, Daniela Hofer, Maria Walch, Doris Plaickner, Daniela Watschinger, Lisa Außerhofer, Manuel Reichegger, Matthias Willeit, Andrea Außerhofer, Lambert Außerhofer, Lena Unterhofer, Maria Theresia Reichegger, Lisa Prenn, Carolin Steiner, Eva Maria Niederbrunner, Andreas Steiner, Lorena Oberbichler, Alexander Außerhofer, Fabian Oberbichler, Anton Hofer, Christoph Außerhofer, Julian Steiner, Andreas Außerhofer, Christof Gröber, Simon Oberhuber, Fabian Unterkofler, Veronika Feichter, Paul Steiner, Michael Forer, Matthias Gasser, Evi Oberlechner, Lorenz Unterhofer, Gaby Niederbrunner, Judith Unterhofer, Benjamin Außerhofer, Bettina Außerhofer, Markus Hölzl, Felix Außerhofer, Philipp Niederbrunner, Werner Außerhofer, Willi Forer, Lorenz Forer, Hannes Hölzl, Benjamin Walde, Hannes Oberhollenzer, Gebhard Mair, Daniel Knapp, Patrick Außerhofer, Walter Knapp, Benedikt Mair, Johann Gasser, Jakob Oberhuber, Klemens Mair, Erich Außerhofer, Alois Unterhofer, Tom Aschbacher, Georg Mair am Tinkhof, Albin Außerhofer, Claudia  Oberlechner,  Kristin  Niederbrunner,  Maximilian  Mayr,  Stefan  Außerhofer,  Alois Plaickner, Günther Mair am Tinkhof, Rudi Mair am Tinkhof, Julian Unterberger, Gabriel Unterberger, Martina Steiner, Nina Forer, Leonhard Feichter und Lukas Niederbrunner.

 

Datei herunterladen: PDF150 Jahre Musikkapelle Mühlwald

Siehe auch: Musikkapelle Mühlwald

Verband Südtiroler Musikkapellen